Ackerknecht macht diesmal eine Blog-O-Quest rund um Kompromisse, alles kursive ist von ihm, sein Frageset ist hier.
Vorab-Frage zur Positionsbestimmung. Bitte verteilt Euren Vorlieben gemäß 10 Punkte auf die drei Spielertypen der „klassischen“ Rollenspieltheorie:
Gamist*in (Rollenspiel ist für mich ein Spiel, das ich auf Sieg spiele):
Simulationist*in (Ich lege Wert auf eine konsistente, bestenfalls realistische Welt):
Erzähler*in (Das wichtigste ist eine gute Geschichte)
Gamist*in: 5*
Simulationist*in: 3
Erzähler*in: 2
* Wobei ich ein kooperativer Gamist bin … Ich mag Herausforderungen und löse die gerne gemeinsam. Und „gewinne“ gerne die Herausforderung. Ich spiel mittlerweile auch kooperative Brettspiele deutlich lieber als komperative.
Erste Frage: Wie kompromissbereit seid Ihr als Spielerinnen und Spieler mit Eurer Gruppe? Wie weit nehmt Ihr Euch mit Euren Vorlieben zurück, damit eine Spielgruppe zustande kommt? Wann sagt Ihr „Sorry, das wird so leider nix“?
Das kommt drauf an. Auf Cons und bei OneShots spiele ich gelegentlich Dinge, die gegen mein Geschmack gehen, mit Würfeldrehen, Railroading und Meisterwillkür. Ich überleg mir, wie ich das mit meinem Spielstil gelöst hätte und hoffe daran zu wachsen. Andererseits weiß ich bei bestimmten Spielleitern, dass die ganz nach meinem Geschmack leiten und geh da jedes Risiko ein. Wobei das nicht nur SL sind, die meinem Stil (irgendwo zwischen ARS und OSR) ähneln, mit dem Kultisten (meinem Mit-DinG-Organisator) dem alten Erzählonkel, oder Colgrevence, der SIM deutlich höher geschraubt hat, spiel ich auch gern, weiß ich, dass er zwar andere Prioritäten hat, aber meine Spielbedürfnisse ausreichend befriedigen. Lob auch an Andy, den Dauer-SL meiner wöchentlichen Braunschweiger Runde, der zwar einen anderen Spielstil, aber vermutlich eine ähnliche Einteilung hätte.
Zweite Frage: Wie sieht es mit Kompromissen gegenüber der Spielleitung aus? Nehmt Ihr auch mal einen Abend Erzählspiel in Kauf, wenn Ihr eigentlich einen Dungeon ausräuchern wolltet?
Für einen Abend mach ich fast alles mit (außer reines Tavernenspiel …), je länger, desto wählerischer. Wobei ich ehh kein Freund langjähriger Kampagnen bin. Bevor ich sowas zusage, müssen die Sterne richtig stehen …
Dritte Frage: Lasst uns einmal in-time gehen. Lassen sich Eure Figuren auf Kompromisse ein? Spielt Ihr eher flexible Charaktere, oder lieber moralkodexgebundene Hardliner? (Ich meine hier innerweltliche Kompromisse, keine out-time „damit-es-halt-weitergeht“-Kompromisse.)
Das Meme dazu ist „Mein Charakter ist halt so“ und ja, solche SC hatte ich bestimmt auch. Mittlerweile versuche ich zu vermeiden, Gruppen- oder Abenteuerinkompabilitäten an meine SC zu verteilen.Bei Warhammer kam mein Slayer z.B. aus der einzigen Zwergenhafenstadt, er wurde aber lieber Slayer als auch nur einen Fuß auf ein Schiff zu setzen. Irgendwie kam es aber dazu, dass die SC jemanden per Flussboot verfolgen mussten. Statt das jetzt zu blockieren oder boykottieren, hat sich Gottri am Hauptmast festgebunden und Panik geschoben … Aber das kann man sich hier anhören!
Vierte Frage: Musstet Ihr schon rein „weltliche“, also organisatorische bedingte Kompromisse am Spieltisch eingehen? Stellt Euch vor, der Rollenspielabend muss kurzfristig ausfallen. Seid Ihr auch bei einer Runde Carcasonne oder Netflix&Chill dabei, oder freut Ihr Euch über die Gelegenheit für einen WoW-Classic-Raid oder die Steuererklärung? Ja klar. Ständig … Ich find es besser, das kopfaktive Rollenspiel durch was anderes aktives wie ein Brettspiel (aber büdde nicht Carcasonne) zu ersetzen und nicht durch rein passive Sachen wie einen Film schauen. Oder noch besser ne Minirunde Dungeonslayers oder DCC einschieben …
Fünfte Frage: Erzählt mal einen Schwank aus Eurer Jugend! Wann hättet Ihr einen Kompromiss eingehen sollen? Wann habt Ihr es bereut, einen Kompromiss eingegangen zu sein? Eine ehh schon überdehnte Kampagne ist ein wenig an meinem SC gescheitert. Giome war ein Schurke, der es den Armen nahm, den sie würden es nicht vermissen … Zusammen mit einem Paladine, Lilane, und Ogrimm, einem Magier, hatten wir eine HdR-ähnliche Kampagne, bloß das es kein Ring, sondern ein Schwert war. Paladin und Schurke war ehh nicht ganz einfach. Einmal bekam ich den Auftrag, für uns eine Unterkunft in einer überfüllten Stadt zu finden. Giome hat im nächstbesten akzeptablen, aber voll belegten Schuppen soviel Geld auf die Theke geknallt und gefordert, dass man ihm und seinen Leuten einige Zimmer frei räumt… War lustig, weil es klappte, kam aber gar nicht gut an … Ich empfand das damals als Salz in der Suppe, bin damit meinen Mitspielen vermutlich aber doch ein wenig auf den Nerven rumgetanzt. Jedenfalls, tolle Kampagne, Schwert wurde vernichtet und danach sollte es weitergehen, aber mein SC aus dem Spiel genommen. Kurz darauf schlief es auch für den Rest ein … Egal, mit den Leuten hab ich heute noch zu tun und ich hab doch einiges aus der Runde ziehen können – die zu Studienzeiten war.
Bonusfrage! Meine Discord-Runde geht nach einem intensiven ersten Halbjahr 2020 jetzt in die Sommerpause. Rollenspiel ist für mich immer eher ein „Winterhobby“ gewesen. Auch wenn ich selber gerne draußen spiele, die zeitlichen Bedingungen (und auch die Stimmung) passen im Winter immer besser. Wie haltet Ihr den rollenspielerischen Sommer? Rollenspiel zu allen Jahreszeiten … Hab gerade neulich das erste Mal dieses Jahr gegrillt und dazu eine Runde Cthulhu gespielt (toll geleitete Runde trotz harter Kritik am Abenteuer – und nein, das System mag ich immer noch nicht), war ein schöner Abend …
Bonusfrage 2! Nach der Sommerpause wollen wir mal Cthulhu in Angriff nehmen. Neben dem klassischen, auf dem „Basic Role Play“-System basierenden Cthulhu in unterschiedlichen Versionen gibt es mittlerweile viele andere Mythos-Rollenspiele: Fhtagn, Fate of Cthulhu, zwei Spiele mit Katzen, Achtung Cthulhu!, sogar ein DSA-Mythos-Spiel… Habt Ihr eine Empfehlung für einen Einsteiger? Ich mag BRP Cthulhu vom System nicht, aber auch die offiziellen „Abenteuer“ sind mir zu wenig Abenteuer und wie man eine ehh schon lange Originalkampagne wie Berge des Wahnsinns dann nochmal verlängert wird – Why? Ich würde Achtung! Cthulhu nehmen mit Dinosauriern und Nazimechs (und SaWo-Regeln) und das ganze 1947 ansiedeln, um den Alternated History-Aspekt zu betonen. Ich selbst hätte ja auf UWAGA Cthulhu Lust (Das ist das Akronym für United Warmen against Greater Aliens, steht polnisch zugleich für Achtung! und ich würde das mit Dungeonslayers und Konsorten umsetzen). Vermutlich zu spät für Dich ist die Krakatau-Trilogie von Seanchui (wobei es die schon gibt – Link) mit Fhtagn und Pulpslayers-Regeln in der nächsten Ausgabe der Greifenklaue – inkl. Preview selbiger.
In obiger Aufzählung fehlt noch Mythos 5E, also D&D, das könnte auch noch was für mich sein.
Vielen Dank für die Blumen. 🙂
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Gerne. Wie würdest du denn Deine 10 Punkte verteilen?
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