Erfahrungen mit einer Solo-RPG-Engine

Neben klassischen Solo-Abenteuern oder einem Dungeoncrawlersolo wie Vier gegen die Finsternis (Video) gibt es noch Solo-RPG-Engines, wie auch RPGgnosis nebenan kürzlich eine testete. Colgrevence testete kürzlich ebenfalls und berichtet in unserem Erfahrungsthread:

Ich habe heute das erste mal ein Solo-RPG gespielt, allerdings nicht (wie oben angekündigt) RuneQuest, sondern das Dishonored RPG in Kombination mit dem Mythic GM Emulator (MGME). Dishonored hat den Vorteil, dass das Regelsystem (eine Variante von Modiphius‘ 2d20) ziemlich schlank ist und es mit dem Chaosfaktor einen Mechanismus gibt, der sich in ähnlicher Form auch beim MGME findet, worurch sich das gut verknüpfen lässt (in beiden Systemen bestimmt der Chaoswert grob, wieviel Gegenwind die SCs erfahren). Außerdem ist mein Bedarf an Mittelalter-Fantasy gerade gedeckt, da ist das Dishonored-Setting eine schöne Abwechslung.  

Ich habe zu Beginn nochmal kurz beide Regelwerke überflogen und mir überlegt, was für einen Charakter ich gerne spielen möchte – es ist dann Rosso, ein Bandenschläger aus Karnaca, geworden, der sich von seinem Motto ‚Might makes Right‘ nur durch seine Angst vor übernatürlichen Phänomenen abbringen lässt. Als Startszene für das Spiel ist mir bei der Charaktererschaffung ein Streikbrecher-Szenario eingefallen: Mein Charakter sollte bei einer Arbeiterversammlung im Hafen einen Agitator davon abhalten, die Schauerleute zu einem Arbeitskampf aufzuwiegeln. Ein Job ganz nach Rossos Geschmack!

Ich habe dann eine Spielumgebung im Foundry VTT implementiert, da ich hier Charakterbogen, Regel-PDF und ein paar stimmungsvolle Bilder (die ich mir passend aus dem Internet heruntergeladen habe – das Computerspiel liefert da zum Glück schöne Vorlagen) zusammenbringen und zusätzlich bequem Notizen und „Speicherstände“ anlegen kann, um das Spiel zu pausieren. Die ganzen Vorbereitungen haben relativ viel Zeit in Anspruch genommen (gut zwei Stunden habe ich investiert); das geht sicherlich mit analogem Spielmaterial schneller, aber der Aufwand war es mir wert.

Ich habe dann die erste Szene ausgespielt, wobei ich Regeln des MGME und aus dem Dishonored RPG selbst etwa gleich häufig eingesetzt habe und dadurch die Situation durchaus einen unvorhergesehenen Verlauf genommen hat – Rosso konnte zwar zwei Schläger ausschalten, die ihn von der Versammlung fern halten wollten, hat dabei aber (durch eine gewürfelte Komplikation) Aufmerksamkeit und Ärger der bisher nicht sehr enthusiastischen Arbeiterschaft auf sich gezogen, wodurch er sich einer Überzahl gegenüber sah und spontan zu einem Rückzug in die unübersichtlichen Gässchen rund um den Hafen entschieden hat… Die nächste Szene war eigentlich als Flucht durch die Straßen gedacht, aber der MGME hat mir direkt eine „interrupt scene“ beschert – also einen ganz anderen Handlungsstrang, der dem geplanten Verlauf unterbricht. Wie es aussieht, ist eine zweite Bande auf dem Weg zum Hafen, um ein paar Takte mit den Hafenarbeitern zu „reden“ – und Rosso genau in der Mitte…

Hier habe ich nach insgesamt drei Stunden erstmal pausiert. Ich werde mir noch ein paar Tools in Foundry anlegen, die das Spiel vereinfachen (z. B. häufig genutzte Tabellen), aber dafür, dass ich relativ spontan losgelegt und vorab keine großen Pläne geschmiedet hatte, lief alles ziemlich gut – der eigentliche Spielanteil wird sicherlich beim nächsten Mal auch größer. Bisher hat es durchaus Spaß gemacht; mal sehen, wie lange mich das Solospiel bei der Stange halten kann.

1 Kommentar

  1. Ich nutze den MGME seit er damals rauskam… aber damals wurde ich dafür noch ausgelacht, bzw mit Unverständnis bestraft.

    Ich setzte ihn heute gerne solo ein, wenn ich neue Regelwerke teste und lerne. Oder wenn ich spontan leite und nichts vorbereitet habe. Klappt super.
    Allerdings geht es mir beim Solospiel so, dass mehr als eine Stunde nicht geht. Dann bin ich erschöpft und brauche erst mal ne Pause

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