Christophorus hat sich auch der zweiten, erneut 3 CDs und drei Geschichten umfassenden, Folge von Punktown angenommen, nachdem er kürzlich die erste Vol. rezensierte.
Mit Punktown lieferte der LAUSCH-Verlag vor kurzem sein bisher beeindruckendste Werk ab. Basierend auf den verstörenden Science-Fiction-Kurzgeschichten des amerikanischen Autors Jeffrey Thomas, bastelten die Hamburger ein atmosphärisch dichtes und bewusst minimalistisch produziertes Hörstück. Mit Punktown Vol. II bannte LAUSCH nun drei weitere Geschichten aus Thomas‘ krankem SciFi-Universum auf CD – und die wissen abermals zu gefallen.
STORY
Irgendwann in der Zukunft: Die Menschheit hat längst mit der Kolonialisierung fremder Welten begonnen und sich in den unendlichen Weiten des Weltalls ausgebreitet. Eine dieser Kolonien, angesiedelt auf einem Planenten namens Oasis, hat sich binnen weniger Jahre zu einem echten intergalaktischen Schmelztigel entwickelt. Hunderte außerirdische Rassen liefern sich in Paxton, das von seinen menschlichen sowie nicht-menschlichen Bewohnern liebevoll »Punktown« genannt wird, einen andauernden kulturellen und ideologischen Konflikt. Anarchie und Chaos sind an der Tagesordnung. Doch wer genau hinschaut, wird feststellen, das »Punktown« nicht nur ein Sündenbabel wie einst Sodom und Gomorrha ist, sondern auch eine Geburtsstätte des steten Wandels darstellt, in der Freidenker und Kreative ebenso eine Heimat finden wie Radikale und Perverse…
Drew hat einen ungewöhnlichen Weg gefunden, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten: Der Künstler hat sich auf das Klonen seines eigenen Körpers spezialisiert und verkauft seine Werke, die er durch chemische und chirurgische Eingriffe individuell verändern kann, an gut betuchte Kunden. Bislang war es ihm egal, was seine bewusst minderintelligent kreierten Abbilder über sich ergehen lassen mussten: Ob Sexsklave, Folteropfer oder einfach nur Spielzeug – solange seine Kunden zahlten, hinterfragte Drew nichts. Sein aktueller Auftrag jedoch treibt ihn zunehmend in den Strudel der Selbstzweifel: Für einen reichen Geschäftsmann soll Drew eine Frau erschaffen – eine Frau aus seinen Genen. Tatsächlich schafft der narzisstische Künstler ein Werk, von dem er sich selbst sexuell angezogen fühlt. Erst jetzt wird ihm die Tragweite seines Schaffens deutlich…
Cardiff hat es nicht leicht. Sein Job ist durch seine tyrannische Vorgesetzte Ruth eine Qual, seine Frau vergnügt sich hinter seinem Rücken mit anderen Männern und seine 16jährige Tochter kommt regelmäßig erst spät in der Nacht nach Hause. Für viel Geld hat sich Cardiff deshalb eine sogenannte »Hassmaschine« zugelegt – ein Gerät, ein Gerät, welches direkt mit seinen Gehirnwellen verbunden ist und auf das er seine angestaute Wut projeziert. Tatsächlich scheint es dem gefrusteten Ehemann und Vater bald besser zu gehen, doch eine furchtbare Nachricht führt ihm vor Augen, dass es manchmal besser ist, bestimmte Emotionen nicht zu unterdrücken…
KRITIK
Wie schon der erste Teil, weiß auch Punktown Vol. II mit seinen beklemmenden und skurrilen, aber moralisch stets hinterfragenden Geschichten und der düsteren Atmosphäre zu gefallen. Auch die Produktion blieb gekonnt minimalistisch und bewegt sich genauso auf einer kongenialen Stufe wie der Vorgänger: wenige, aber stets passend eingesetzte Hintergrundgeräusche, permanente, musikalisch-sphärische Klänge und nur eine Hand voll ausgesuchter Sprecher, darunter bekannte Namen wie Gerrit Schmidt-Foss, Bernd Hölscher und Elga Schütz.
FAZIT
Punktown II ist ein düsteres Stück Kopfkino, voll von Surrealismus und Fantasie – das sich im Kern aber als nichts weniger als verstörende Realität entpuppt. Von mir aus kann Günter Merlau noch eintausend weitere Folgen produzieren. Ich werde mit Sicherheit weiterlauschen.
Christoph Memmert