Im Rahmen der Reading Challenge hab ich ein Kurzportrait zu Geh nicht in den Winterwald geschrieben:
Die Übersetzung des Erzähl-Rollenspiels von System matters ist eine kleine Perle. Im A5-Querformat auf 74 Seiten widmet sich die erste Hälfte Sagen, Mythen. Legenden und Märchen eines frisch gegründeten Dorfs in Amerika. Kleine, kurze Schauergeschichten, alle sehr stimmungsvoll. Ich persönlich halte die auch für Beyond the wall gut verwendbar.
Das dritte Viertel widmet sich den Spielregeln. Ein Spielercharakter besteht nur aus Namen, Konzept und Motiv. So wären Eric, das neugierige Kind oder der pflichtbewusste Constable George schon komplette Charaktere. Im Laufe des Schauermärchens, was In dritter Person und Vergangenheitsform gespielt wird, arbeitet dabei mit Kältemarkern, die der Charakter ähnlich einem Stabilitätsverlust bei Cthulhu für Übernatürliches. Bei Entscheidungen stellt der SL eine Ja/Nein-Frage, z.B. „Die Hecke schien nach Eric zu greifen, ihre Wurzeln umschlangen seine Beine und Füße. Konnte Eric sich dem Griff entziehen?“ Der Spieler würfelt dann mit dem W6 gegen die Anzahl seiner Kältemarker, würfelt er drüber, gelingt es ihm. Zuguterletzt wird in drei kurzen Schritten erklärt, wie man Szenarien entwickelt.
Das vierte Viertel sind dann vier schaurige Szenarien, übrigens ideal geeignet für Onepages. Vermutlich könnte man da sogar zwei draufpacken … Dazu folgt das vierte Kapitel mit inspirierenden Medien von The Village bis Pakt der Wölfe, einer Namensseite, typischen Gefahren der Wälder und einer Karte.
Das Layout ist sehr stylisch und gelungen trotz einfacher Mittel. Die schwarzweiß-Zeichnungen werden oft von einer dritten Farbe unterstützt, gelberleuchtete Fenster des nächtlichen Winterdorfs, violette Flügel eines Nachtfalters, rote oder gelbe Augen der Kreaturen. Dazu im allgemeinen eine Art invertiertes Schneeflockenlayout, wirklich gut gemacht.
Fazit: Großartiges Werk, tolle Bereicherung der deutschsprachigen Rollenspiellandschaft, da hat System matters eine echte Perle gefunden, die ihr exquisites Portfolio hervorragend ergänzt. Neben den Nutzen als Oneshot-Gruselsystem dürfte man das auch bei Beyond the wall gut nutzen können.
PS.: Die Erklärepisode von System matters.
Klingt sehr stimmungsvoll, schön.
Wie macht sich das Buch im Querformat beim Lesen? Ich könnte mir vorstellen, dass es vom halten her sehr ungewohnt ist?
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Hmm, eigentlich nicht, ist ja recht dünn. Hatte es im wesentlichen im Sitzen gelesen, aber auch im Liegen hatte es mich nicht weiter gestört.
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Na toll, nun bin ich angefixt und werde auf jeden Fall mal einen Blick reinwerfen.
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Sieht ja auf jeden Fall schon mal sehr schick aus. Was ich so von der Spielmechanik gelesen habe, klang ein wenig nach Cthulhu Dark (je mehr Kältemarker man hat, desto schwerer wird alles und desto mehr Kältemarker kann man wiederum bekommen?)
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Desto schwerer wird es – ja. Desto mehr Kältemarker – zumindest werden Proben unwahrscheinlicher. Eine mögliche Konsequenz sind dann Kältemarker, die können aber auch unabhängig von Proben vergeben werden.
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Gekauft und noch nicht gelesen, aber man braucht eine Lupe. Der Text ist extrem klein. Wenn ich eine Lupe habe, werde ich es gut finden.
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Ist mit gar nicht aufgefallen, so spannend war das Ding … Aber Du hast recht, ist verhältnismäßig klein im Druck.
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Hab ich nicht vorhin gerade noch gesagt, ich höre momentan ständig vom „Winterwald“? Und noch ein Verweis darauf… Ich muss es echt bald mal antesten, das klingt so gut.
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Hm … sowas kleines storylastiges mag ich ja. Auch wenn ich das wohl nie spielen werde, denke ich ernsthaft über einen Erwerb nach, da ja auch der reine Lesegenuss ein Gewinn zu sein scheint.
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Ja, die erste Hälfte sind amerikanische Pilger-Horror-Märchen, wirklich gut gemacht. Das Heftchen gibt es übrigens seit kurzem bei mir, ein dickes Paket kam via System matters vor zwei Wochen an. Ggf. mich anmailen 😉
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