Achtung! Cthulhu – Blitzeindruck

Im Doppel: das rechte Werk hab ich gelesen.

Ein Mitspieler wollte Achtung! Cthulhu aus dem örtlichen Rollenspielladen und ich durfte es ihm zur nächsten Sitzung mitzubringen, Zeit genug die Differenz beider Zeitpunkte zum {schnellen} Lesen des Selben zu verwenden und einen Bitzeindruck von mir zu geben. Vorab – ich war recht euphorisiert {ich hab ungefähr eine Stunde im Auto „Achtung! Cthulhu“ und „Hi-Ho Mi-Go“ gesungen} – da musste das Buch ja ernüchternd wirken.

Es bleibt am Ende der Eindruck: sehr dickes Buch, aber es fehlt doch einiges. Statt der sehr kruden Abenteuerideen, teils sehr weit um die Kernthemen des Buches drumrum, die zudem schwer verknüpfbar sind, wäre eine schöne Plot Point-Kampagne Gold gewesen. Außerdem sind mit die beiden Kernthemen Cthulhu und zweiter Weltkrieg zu wenig verschweißt – zwar wird versucht, dass mit den Nachtwölfen, einer Konkurrenzorganisation zu Schwarzer Sonne, zu tun {im Original russische Motorradrocker}, ich hätte mir da mehr erhofft. Im Gegenteil, als erstes stoß ich ausgerechnet auf die Briten, die sich mit einer cthuloiden Kreatur verbündet haben, um ihre Flugabwehr zu stärken … {Dies ist wohlgemerkt ein positives Beispiel, davon ein Pfund mehr.} Stattdessen Soldaten mit Werten zu Cthulhu und SaWo. Aber in welcher Masse … Dafür dass die sich letztlich alle recht ähnlich sind, deutlich zu viele …

Im Intro empfiehlt Kenneth Hite Nazis als Menschen darzustellen und das ganze als Horror-Rollenspiel zu sehen. Nazis sind nicht böse, weil sie vom Mythos vergiftet wurden. Nein, Nazis sind böse und nutzen daher jedes Mittel, daher auch ihre okkulten Entdeckungen des Mythos. Ich muss sagen, grundsätzlich ist die Meinung OKay, aber ich möchte Achtung! Cthulhu nicht als Horror-RPG spielen, ich möchte eine extradicke Pulpschicht. Riesige Kampfläufer, die Tentakelmonster über Schützengräben abwerfen? Wunderbar. Wunderwaffen? Das volle Programm von Reichsflugscheibe bis Riesenpanzer, bitte. Und wo wir gerade bei der V7 sind, tatsächlich stellt das Buch nur die tatsächlich umgesetzten V1 bis V3 vor statt sich aus der spekulativen Ecke zu bedienen. Da kommt ja auf N24 mehr hierfür verwendbare Ideen …

Als ich vor Jahren mal das Mittelalterbuch zu „Vampire aus der alten Welt: Europa“ gelesen {und rezensiert, hier} habe, war ich echt begeistert. Neben den Schnitt zu einem bestimmten Jahr, aus dessen Perspektive das ganze vorgestellt wurde {und ein tolles Verständnis dafür lieferte, was gerade alles gleichzeitig am köcheln war} war es hauptsächlich die Trennung von fiktionalen und historischen Inhalten. Genau das hätte auch Achtung! Cthulhu gut getan. Klar, das Cthulhu fiktional ist, aber gerade aus der rechtsesoterischen Ecke rund um die Schwarze Sonne ist das nicht immer sofort klar. Hier wäre so eine Trennung cool gewesen, gerade weil der Band im Originalvorwort auch sagt, dass er Interesse an der Zeit wecken will, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.

Zuguterletzt als letzte Kritik, gerade hierzulande schaut man genau noch auf die Formulierungen. Was im Original noch durchgehen mag, klingt in der Übersetzung schon schwieriger: „Nazi von tschechischen Widerstandskämpfern ermordet“ {ich meine, es ging um Reinhard Heydrich, kann aber nicht mehr nachschauen}. Das ist mindestens schlecht formuliert bis hin zu ziemlich bedenklich.

Was bleibt? Ich hab jetzt echt viel gemeckert, eigentlich hab ich das Buch doch ziemlich verschlungen, viele, viele historische Infos kannte man natürlich schon und auch die unverbundenen Cthulhu-Infos waren hier im Hause auch schon mehr als bekannt, aber natürlich sind die in ihrer Kompaktheit für diese Art Setting mehr als nützlich. Ab und an gab es ja neues zu lernen, z.B. über die verschiedenen englischen MIs, von denen man typischerweise nur den MI5 und den MI6 kennt. Außerdem nützlich sind die Regelumsetzung – hier für mich die Savage Worlds-Version. Großartig. Überhaupt mal ein Savage Worlds-Setting auf Deutsch zu kaufen und zu haben statt seit Jahren auf Post zu warten, war schon ein Hochgefühl.

Fazit: von mir gibt es 3,5 von 5 Tentakel. Und demnächst eine Liste mit Dingen, die mich bei Achtung! Cthulhu inspirieren …

PS.: Wer lieber auf die Bretter geht, das Brettspiel zu Achtung! Cthulhu, Shadows over Normandie, ist auch schon draußen.. Argamae stellt es hier im GK-Forum vor und unboxed es dort:

6 Kommentare

  1. Ich gebe dir recht, dass die Verknüpfung von Mythos und WWII viele Möglichkeiten auslässt. Und da das ja der Kern eines Sonderbands wie Achtung C! sein sollte, ist das nicht so toll.

    Ob das nun ein Horror-Spiel oder ein Actions-Spiel sein sollte und was davon besser ist, sollte jeder für sich selber klären. CoC mit dem BRP (?) Regeln eignet sich ja nicht so für „Heldenaction“. Savage sicherlich.

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    1. Nach etwas überlegen, ist es mir wichtig keinen „Geheimen Krieg“ in der realen Welt zu spielen, sondern es von vornerein zu einer alternate History zu machen. Klar, ob man es als Horror-RPG spielt oder nicht, ist persönliche Entscheidung. Allerdings legt die Illustrierung Pulp satt dar, man bekommt aber das Gegenteil im Inhalt.

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  2. Also ich leite die Shadows of Atlantis Kampagne …. aber extrem pulpig … mehr so Thule-Indiana Jones/Hellboy Nazis mit Zombie-Offizieren und so …
    btw. bei Shadows of Atlantis hat tatsächlich ziemlich viele historische Infos … leider sind die fürs Spiel zum Teil irrelevant … nachdem es schlicht manche Spieler nicht so sehr interessiert, wie sich Persien entwickelt hat 😉

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