Das nerdige Quartett rät: Brettspiele & Tabletops

Auch in diesem Jahr gibt es wieder Geschenketipps vom nerdigen Quartett. Nachdem ich im letzten Jahr die Rollenspiele präsentiert habe, darf ich in diesem Jahr Brettspiele und Tabletops vorstellen.

Wieder haben sich Gloria von Nerd-Gedanken, André vom Würfelheld und Philipp von Nerds-gegen-Stephan und meine Wenigkeit zusammengetan, um euch unsere Favoriten aus vier nerdigen Themengebieten zu präsentieren.
Hier die Aufteilung der vier Adventssonntage im Überblick:

Gloria von Nerd-Gedanken erwärmt sich für:

Cards against Humanity
Für mich eines der wenigen Kartenspiele, die ich überhaupt freiwillig anfasse – das macht dafür umso mehr Spaß. Je sarkastischer die Mitspieler in einer Runde ab drei Beteiligten drauf sind, desto mehr lacht man in der Regel, das Spiel taugt aber nur für Leute mit wirklich schwarzem Humor richtig. Es gibt pro Runde einen Leiter und ab zwei Mitspielern, mit mehr Spielern wird es aber deutlich abwechslungsreicher. Jeder Spieler erhält zehn weiße Karten mit vorgedruckten Begriffen (von Gegenständen bis hin zu konkreten historischen Persönlichkeiten), der Spielleiter hat schwarze Karten mit Lückentexten zur Verfügung. Liest der Spielleiter einen Lückentext vor, legen die Mitspieler je nach Menge der Lücken passende Karten verdeckt ab, am Ende wird umgedreht – der Rundenleiter bestimmt die Karte(n), welche für ihn oder sie am besten zum Lückentext passen. Je skurriler die Begriffe, desto amüsanter die Auflösung. CaH lässt sich auch hervorragenden online spielen und ist da dann auch kostenlos.

Warhammer – Necromunda

Cawor-Krieger

Für Tabletop-Fans lohnt sich ein Blick in Warhammers „Necromunda“ System, das in einer zerstörten Stadt in der Zukunft spielt, in der mehrere „Haus“ genannte Gruppierungen um die Vorherrschaft ringen. Anders als bei den Massenschlachten, die man vom Fantasy-Warhammer oder Warhammer 40.000 gewöhnt ist, bewegen die Spieler nur sehr kleine Gruppen um die fünf Figuren auf dem Spielbrett. Es kommt bei Necromunda also sehr viel mehr darauf an, welche Fähigkeiten die einzelnen Figuren besitzen, wie gut man Deckung und Spezial-Felder sowie Umgebungseffekte nutzt. Meiner Ansicht nach ist bei „Necromunda“ die Immersion, eine Heldengruppe in einer feindlichen Umgebung zu bewegen, deutlich höher und damit näher an einem Rollenspielgedanken dran als bei anderen Warhammer-Produkten. Daneben bieten die einzelnen Häuser deutlich unterschiedliche Spielstile, auch die Einstiegskosten sind wesentlich geringer, da man weniger Figuren für eine Gruppe benötigt. Für Tabletop-Anfänger sicher einen Blick wert, vor allem, wenn man Cyberpunk-Settings mag.

Munchkin
Ja, wieder ein Kartenspiel (aber sorry, liebe Lieser, ich bin einfach kein Brettspiel-Fan und werde es nie werden!), dafür eines, das sehr humorig mit den Klischees von Rollenspielen aller Art umgeht und dazu sehr witzige Kartenillustrationen bietet. Bis zu sechs Spieler starten in einer Runde als einfache, menschliche Level-1-Abenteurer, die sich nach und nach durch erbeutete Ausrüstungs- und Fähigkeits- sowie Rassenkarten zu verbessern versuchen, um am Ende als Level-10-Helden zu gewinnen. Da bei diesem Spiel sehr viel vom Zufall und glücklich ausgespielten Karten, aber auch von Kooperation zwischen Spielern abhängt, gleicht keine Partie der vorherigen, ansonsten erweitert ihr das Grundspiel einfach je nach Geschmack mit einem Themenpack und den darin enthaltenen Karten. Gerade für Rollenspieler ist Munchkin eine sehr witzige, lockere Alternative für Spielpausen oder wenn man mal auf einen Mitspieler oder eine Mitspielerin warten muss.

Würfelheld hält folgende drei Tipps vor:

TSUKUYUMI – Full Moon Down von King Racoon Games
Bei diesem Strategiespiel finde ich den Hintergrund einfach klasse. Und derzeit wird das Setting immer weiter ausgebaut. Hier bekommt man für seine Euronen echt viel Spielmaterial an die Hand. Der Wiederspielwert ist auch sehr hoch, da eine Partie selten der vorherigen gleicht und man mit seinen Mitspieler wirklich tolle Stunden erleben kann.

Paranormal Detectives von Lucky Duck Games
Schöne kooperatives Spiel mit kleinen Kniff und Überraschung. Für mich ein tolles Teil.

Die Tavernen im Tiefenthal von Schmidt Spiele
Führe Deinen eigenen Taverne und mach daraus den Hotspot im Dorf. Aber nicht nur kühles Bier sollte genügend vorhanden sein, sondern auch ein gutes Unterhaltungsprogramm. Für mich seit Jahren mal wieder was tolles aus dem Schmidt Verlag.

Wargame- und Indyspezislist Philipp hat einige unbekanntere Spiele ausgesucht:

LABYRINTH: Krieg gegen den Terror, 2001 – ?
„LABYRINTH: Krieg gegen den Terror, 2001 – ?“ ist eine Konfliktsimulationen für ein bis zwei Spieler*innen. Wobei das Wort Konfliktsimulation irgendwie gar nicht richtig umschreibt, worum es hier eigentlich geht – Politiksimulation würde viel besser passen! Denn diese CoSim ist eben kein ultrarealistisches Kriegsspiel, bei der man real existierende Truppenverbände über sechseckige Schlachtfelder schickt, sondern vielmehr eine abstrakte Simulation von Geheimdienstarbeit und Diplomatie. Auf der einen Seite stehen islamistische Terrorgruppen, welche versuchen, die islamische Welt nach ihren Vorstellungen umzuformen. Hierzu setzen sie auf die Rekrutierung neuer Terrorzellen, auf öffentlichkeitswirksame Anschläge und natürlich auf Errichtung einer islamistischen Herrschaft mittels eines Dschihads. Auf der anderen Seite stehen die US-Amerikaner, welche die bedrohten Staaten politisch stabilisieren wollen und dafür auch gern mal ihre Armee hinschicken… Wie man aus der Szenariobeschreibung erahnen kann, handelt es sich hier um eine sehr asymmetrische CoSim – Denn entsprechend ihrer unterschiedlichen Ziele (USA: Viele zuverlässige Partnerländer & terroristenfreie Welt; Islamisten: Viele islamistische oder sehr schwache Länder & Anschlag mit Massenvernichtungswaffen in den USA) spielen sich die beiden Konfliktparteien grundsätzlich verschieden. Deshalb mein alles überragender Weihnachtstipp: Ja, es ist sehr komplex und ja, es ist ein sehr streitbares Szenario. Aber das asymmetrische Spielprinzip, die zahlreichen taktischen Möglichkeiten und nicht zuletzt der gut funktionierende Solo-Spielmodus machen diese Politiksimulation, deren Fokus auf Diplomatie und Geheimdienstarbeit liegen, zu einem echten Geheimtipp nicht nur für CoSim-Fans :-* Ausführlichere Rezi.

Pandoria
Kleine Anekdote: Ich finde dieses Spieler eher so mittelprächtig. Warum ich es trotzdem als Weihnachtstipp benenne? Weil so ziemlich jeder andere Mensch in meinem Freundeskreis, egal ob Hardcore-Zocker*in oder Gelegenheitsspieler*in, dieses Anti-Workerplacement-Spiel liebt ::) Fünf Fantasy-Flüchtlingsvölker entdecken das geheimnisvolle Pandoria – Ein fruchtbares Land, das nur so vor Ressourcen strotzt. Die Völker (typische Klischeerassen wie Zwerge und Elfen mit eigenen Vor- & Nachteilen) müssen nun möglichst viele Ressourcen abbauen, um damit Gebäude zu errichten und Zaubersprüche zu beschwören. Dabei stehen sie in einem zwar friedlichen, aber erbitterten Wettbewerb, bei dem sie mittels strategischer Verlegung von Terrain-Doppelplättchen und geschicktem Anti-Workerplacement den Sieg erringen… Die Mischung aus „Die Siedler von Catan“ und „Carcassone“ geht flüssig von der Hand, zudem bietet der Spielmechanismus des antizipierenden Anti-Workerplacements eine hervorragende Abwechslung – Es ist halt einfach viel spannender, wenn man seine Spielfiguren eben nicht auf die gewünschten Ressourcen stellen muss, sondern daneben. Und es ist unglaublich befriedigend, wenn man anderen SpielerInnen ihre Gebiete verbaut (etwa indem man eine Lücke drin lässt oder sie an einen wertungsverhindernden Außenpfad legt) oder die Gebiete ihrer Spielfiguren umschließt, sodass sie vor der Wertung vom Spielfeld genommen werden müssen. Ausführliche Rezi.

History Talk
„History Talk“ ist so eine Art Partyspiel für den gehobenen Intellekt: Auf 99 Karten stehen verschiedene philosophische, politischen und historische Thesen, über die man dann trefflich streiten kann. Dabei gibt es keine Spielmechanik und damit auch keine Sieger oder Verlierer, sondern es geht einzig um den Erkenntnisgewinn. Damit hat der Kleinverlag „Dr. Richter Konfliktsimulationen“ vermutlich das mit weitem Abstand nischigste Kartenspiel des Jahres herausgebracht – Aber ich liebe es! Und wenn ihr es kauft und euch nur ein klein wenig für Politik, Geschichte und Philosophie interessiert, dann werdet ihr es auch lieben!

Damit verbleibe ich mit meinen drei Tipps:

Drachenhort/Dungeon Quest Schmidt Spiele
Ein Kultspiel aus Schweden, irgendwann um 1984 übersetzt. Die Abenteurer rennen in den Dungeon, decken Plättchen für Plättchen auf und dringen zum Drachenhort vor. Es warten eine Vielzahl gemeiner Tode und Hindernisse, man hat Zeitdruck und Ziel ist es lebendig mit einem größeren Schatz rauszukommen als der andere. Man kann auch schon nach einer Runde gewinnen (wenn der andere stirbt und man selbst was findet und wieder rausgeht …). Mitblogger Argamae hat ein Vorstellungsvideo am Start.

Roll for Adventure Kosmos
Würfelsammeln a la Yazee, Fantasythematik und kooperativ. Man sammelt über Würfelkombos Teile eines Artefaktes, bekämpft Monster und verliert Würfel und versucht sie wiederzukriegen. Wer Würfel-Sammelspiele mag bekommt hier ein ziemlich gutes zu nem guten Preis! Argamae stellt es auch gern ausführlich vor!

UltraQuest Flying Games
Eine Perle aus dem Kleinverlag Flying Games, gerade ist die 3te Auflage erschienen. Man reist mit seiner Abenteurergruppe durchs Land, erwürfelt mit einem W100 was passiert und sammelt Ruhm und Ehre. Schätze, fiese Fallen und Begegnungen und tödliche Verliese warten auf Erkundung! Rezi bei nerds-gegen-Stephan und beim Würfelheld.

Philipp beim Zoggen

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